Von Andreas Abendroth
In Coronazeiten werden dem Normalbürger viele Einschränkungen vor allem im Freizeitbereich auferlegt. Nicht verboten ist wohl das Steigenlassen von Drachen. An der Schnur oder den Lenkseilen befindet sich nur eine Person. Der Starthelfer – sofern benötigt – befindet sich mindestens in 20 Meter Entfernung. Auch zu anderen Drachen-Enthusiasten dürfte der Abstand groß genug sein. Denn wohl keiner hat wirklich Lust, die verhedderten Schnüre zweier Drachen stundenlang zu entwirren.
Doch wie bei jedem Hobby gilt es auch bei diesem beliebten Familien-Spaß einige Regeln beachten.
1,5 Kilometer Abstand zu Flugplätzen und Flugflächen
Man sollte eine gewisse Vorsicht walten lassen, denn nicht überall darf man Drachen starten lassen. In Natur- und Schutzgebieten sowie im Umkreis von Flughäfen, Flugplätzen, Verkehrslandeplätzen sowie Sport- oder Segelflugplätzen haben Drachen nichts zu suchen.
Tabus gelten auch für größere Menschenansammlungen, Tierweiden und gerade landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Der vorgeschriebene Abstand laut Luftverkehrs-Verordnung Paragraph 19 sollte mindestens 1,5 Kilometer von Flugplätzen betragen.
Achtung bei Stromleitungen
Besondere Achtung ist auch bei Strommasten und Freileitungen, elektrifizierten Bahngleisen, Autobahnen, Industriegebieten und dichtbesiedelten Wohngebieten angesagt. Hier sollte der Abstand mindestens 600 Meter betragen.
Besonders die Energieversorger warnen jedes Jahr erneut: Von Freileitungen kann elektrische Spannung auf die Drachenschnur überspringen – mit möglicherweise tödlichen Folgen.
Sollte sich ein Drachen dennoch in einer Freileitung verfangen, ist die Schnur sofort loszulassen. Es dürfen auf keinen Fall selbst Versuche unternommen werden, den Drachen zu befreien. Dabei besteht Lebensgefahr. Man sollte den jeweiligen Energieversorger oder die Polizei verständigen.
Außerdem schreibt der Paragraph 20 der Luftverkehrsordnung (LuftVO) vor, dass beispielsweise das Seil eines normalen Drachens nicht länger als 100 Meter sein darf. Es sei denn, man verfügt über eine Ausnahmegenehmigung. Dann gelten auch spezielle Kennzeichnungspflichten für das Halteseil.
Die Schnur sollte wegen der Leitfähigkeit kein Metall enthalten und möglichst aus einem Material sein, dass auch bei feuchter Witterung ungefährlich ist.
Wenn durch den Drachen Schaden verursacht wird
Unklar ist bei der Bevölkerung oft auch die Frage nach dem Versicherungsschutz. Was ist, wenn beispielsweise durch Lenkdrachen ein Schaden verursacht wird. Einen Passanten oder sogar ein geparktes Auto trifft. Seit der Änderung des Luftverkehrsgesetzes im Jahre 2012 gelten Drachen in Deutschland nicht mehr als Luftfahrzeuge, sodass keine spezielle Versicherungspflicht mehr besteht.
Entstandene Schäden werden zumeist von einer bestehenden privaten Haftpflichtversicherung abgedeckt. Jedoch weisen einige Versicherungen darauf hin, dass man ab einer Höhe von mehr als 30 Metern oder einem Fluggewicht ab 5 kg eine gesonderte Versicherungspolice benötigt.
Deshalb der Tipp: Sich einfach mal bei der eigenen Versicherung erkundigen.
In anderen Ländern wie in Österreich und in der Schweiz besteht aber eine solche gesonderte Versicherungspflicht für Drachen auch heute noch.
Ein paar kleine Regeln – damit dem windigen Vergnügen nichts mehr im Wege steht.

Kleine Drachenkunde
Wenn man aus dem Fenster schaut und die Baumwipfel sich ruhig hin- und herwiegen, ist das richtige Drachenwetter. Für die meisten Standartdrachen sind Windstärken zwischen drei und vier optimal. Doch welcher Drachen ist der Richtige? Natürlich der, welcher am meisten Spaß macht!
Nachfolgend eine kleine Drachenkunde.
Der Selbstgebaute
Früher war es ganz normal, dass man sich seinen Drachen selbst baute. Der Kreativität waren – beispielsweise bei der Bemalung – keinerlei Grenzen gesetzt. Und man war richtig stolz, wenn er sich mit seinem langen Ausgleichsschwanz in die Lüfte erhob.
Der Einleiner
Die Einleinerdrachen sind wohl die am meisten verbreitetsten Drachen. Sie gelten als die Einstiegsdrachen. Ausgeführt sind sie zumeist als Flächendrachen. Durch Zug an der Schnur kann man sie steigen und sinken lassen. Es gibt sie in ganz einfacher Konstruktion für Kinder, aber auch in großer Bauart für Erwachsene. Bei dieser Art kann man sich ganz einfach am windigen Drachenspiel erfreuen.
Der Zweileiner
Wer seinen Drachen präziser steuern möchte, sollte zum Zweileiner greifen. Über den Zug an den zwei Lenkseilen erfolgt die Steuerung. So lassen sich auch verschiedene Figuren fliegen. Der Steurer nutzt dazu Flugschlaufen oder gepolsterte Lenkschlaufen.
Der Vierleiner
Die Steigerung des Lenkvermögens liegt in weiteren zwei Seilen. Zu den Lenkseilen kommen zwei Bremsleinen. So kann der Anstellwinkel präziser verändert werden. Der Steurer nutzt dazu 4-Line-Handles oder eine Lenkbar.
Der Lenkdrachen
Lenkdrachen gibt es in zwei Ausführungen. Mit Gestänge als Stabdrachen oder als Lenkmatte. Bei der Stabversion hat sich die Deltavariante bewährt. Diese gelten als Allrounder. Man kann ruhig fliegen aber auch mit richtig Speed.
Die Drachenmatte ist stablos. Im Aussehen erinnert sie an einen Gleitschirm. Sie bestehen aus einem Unter- und Obersegel und dazwischen eingenähten Stegen. So entstehen Kammern, die sich mit Luft füllen. Lenkmatten brauchen immer den nötigen Druck auf den Steuerleinen. Sonst fallen sie in der Luft zusammen.
Beide Arten eignen sich bestens für Kunstflug.
Der Powerkite
Ist die Sportvariante einer Lenkmatte. Sie halten enorme Zugkräfte aus. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise beim Kitesurfing, Snowkiten, oder Kitebuggy. Der Umgang muss erlernt werden, da man mit diesen Matten abheben kann.
Der Showdrachen
Sie werden auch als Festivaldrachen bezeichnet. Diese Drachen bestechen durch ihre Form, oftmals auch Größe. Sie sind durch ihr auffälliges Design kaum zu übersehen. In diese Kategorie fallen auch die 3D-Drachen.
Tipp: Ein Paar Handschuhe gegen das Einschneiden der dünnen Drachenschnur in die Hände.