Wasserbüffel sind ja richtig verschmust! Bereitwillig lassen sich die mächtigen Tiere von Marcel Möller hinter ihren Ohren kraulen.
Wie die anderen rund 2300 Rinder in Weidehaltung sowie 100 Ziegen und Schafe der TZG Ernstroda GmbH können sie sich frei bewegen. Mit ihrem struppigen Fell, ihrer Vorliebe für feuchte Flächen und genussvolles Wälzen in ihren Suhlen erinnern die Büffel den Leiter der Direktvermarktung ein wenig an Wildschweine.
Den Exoten gefällt es gut in Thüringen. Und glückliche Tiere bedeuten schmackhaftes Fleisch für TZG-Geschäftsführer Andreas Umbreit. Er ist ein bodenständiger Typ: nicht zu viel Eigenlob, ein Schritt nach dem anderen, nichts übers Knie brechen. Und aufs Foto muss er auch nicht schon wieder. Gerade erst hat Umbreit den erstmals in Thüringen ausgelobten Preis als „Natura 2000“-Landwirt entgegennehmen dürfen. „Wir freuen uns, dass wir ausgewählt worden sind, sehen uns aber nur als Vertreter für viele andere Landwirtschaftsbetriebe“, bleibt der Thüringer bescheiden.
Prämiert wurde die GmbH, weil sie neue Laichgewässer für den europäisch geschützten Kammmolch geschaffen hat. „Für uns ist aber wichtig, dass anerkannt wird, dass wir uns schon in der Vergangenheit engagiert haben“, sieht Umbreit das Gesamtwerk gewürdigt. Die lange Liste reicht von artgerechter Tierhaltung über die Pflege der offenen Kulturlandschaft und einem guten Verhältnis zu Institutionen wie der Unteren Naturschutzbehörde bis hin zum Platz fürs Storchennest oder der Hilfe beim Aufbau und Lagern der Zäune für wandernde Kröten.
Eine runde Sache
Dass sich Landwirtschaft und Naturschutz gut ergänzen, beweist vor allem das hier praktizierte Prinzip des geschlossenen Kreislaufs: Die TZG Ernstroda produziert nicht nur das Futtermittel selbst. In der betriebseigenen Biogasanlage werden Ökostrom und -wärme erzeugt. Und die Gülle, die hier vergärt, stinkt viel weniger, wenn mit ihr später wieder die Felder gedüngt werden. „Man muss diesen Betrieb als Gesamtheit sehen. Wir versuchen, alles rund zu machen“, sagt Umbreit.
Regionale Produkte, wie sie derzeit verstärkt in die Supermarktregale Einzug halten, stehen für ihn schon lange an oberster Stelle. Im betriebseigenen Bauernmarkt finden Kunden nur Lebensmittel aus der Heimat. Der ganze Stolz ist das Fleisch aus eigener Aufzucht und Öko-Schlachterei. Der Weg der Tiere zum Schlachthaus dauert hier keine fünf Minuten, versichert Umbreit. Für die Tiere bedeute das viel weniger Stress und für den Konsumenten eine hochwertigere Fleischqualität. Jedoch wisse gerade der Kunde auf dem Land diesen Unterschied nicht genügend zu würdigen. Da zähle noch oft nur der Preis. Und da könne man nicht mithalten mit den übermächtigen Konkurrenten.
Überhaupt leide das Image des Landwirts. Größere Betriebe wie die TZG sieht Umbreit pauschal kriminalisiert, die Böden zu vergiften und Tiere zu quälen. Kritiker lädt er deshalb gerne ein, sich ein eigenes Bild vom genauen Gegenteil zu machen.
Hintergrund
Für ihr Engagement haben der Thüringer BUND, der Deutsche Verband für Landschaftspflege, der NABU und der Bauernverband die TZG Ernstroda als „Natura 2000“-Landwirt prämiert.
Viehwirtschaft, Pflanzenproduktion und Direktvermarktung gehören zu den Geschäftsfeldern des Betriebs im Landkreis Gotha. Mit rund 700 Hektar Acker- und 1700 Hektar Grünland zählt die GmbH mit ihren etwa 70 Mitarbeitern zu den größeren Landwirtschaftsbetrieben im Freistaat.
Mehr Infos:
www.tzg-ernstroda.de