Die Antwort auf diese Frage weiß Karsten Utterodt, Sprecher Thüringer Feuerwehr-Verband e.V.
Drei Sekunden dauern die vier Töne, die einer Lautstärke von unüberhörbaren 126 Dezibel alle Verkehrsteilnehmer dazu auffordern, den Einsatzfahrzeugen freie Bahn zu gewähren. Mit dem heiligen Martin und dessen Nächstenliebe hat das Martinshorn dabei nichts zu tun.
Der Name leitet sich ab vom Unternehmen „Deutsche Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin“, einem Hersteller von Kompressor-Tonfolgeanlagen. Den Begriff „Martin-Horn“ und das Patent dazu hatte sich die Firma bereits 1932 schützen lassen. Es entwickelte damals gemeinsam mit Feuerwehr- und Polizeidienststellen ein Horn, das als Sondersignal für bevorrechtigte Wegebenutzer als „Warnvorrichtung mit einer Folge verschiedener Töne“ gesetzlich vorgeschrieben wurde. Im Volksmund wurde das Martinshorn daraus.
Bald hier, bald dort
Das Unternehmen stellte seit 1880 im sächsischen Markneukirchen Ruf- und Jagdhörner, Kavallerie- und Fanfaren-Trompeten her. Legendär war beispielsweise die sogenannte Kaiserfanfare, welche die Ankunft eines Wagens der kaiserlichen Familie ankündigte. Der Vierklang wurde als „bald hier, bald dort“ übersetzt. Beliebt waren auch die Martinstrompeten, auch Schalmeien genannt, die in Kapellen von freiwilligen Feuerwehren, Turn- und Sportvereinen oder Arbeiterverbänden gespielt werden und wurden.
Nach der Enteignung in der DDR 1950 begann das Unternehmen in Philippsburg in Baden-Württemberg neu. Heute arbeiten mehr als 40 Mitarbeiter beim Weltmarktführer in diesem Bereich. Sie werden geleitet vom Ehepaar Brender. Er heißt mit Vornamen Martin, seine Frau Viola ist eine geborene Martin und die Urenkelin vom Erfinder des Martinhorns.