Ein edles Kleid, Hütchen und Spitzenschirm – das genügt Petra Wäldchen für die Verwandlung. „So ähnlich sind die ersten Kurgäste wohl vor 200 Jahren durch Frankenhausen flaniert.“ Zum Jubiläum des Sole-Heilbades agiert die Stadtführerin öfter in dieser Montur – als Kurgast Charlotte Klabes. Diese Rolle ist genau ihr Ding. Weil sie es liebt, Geschichten zu erzählen. Und schon geht’s los.
Ein Hund im Wappen
„Dass die Frankenhäuser ihre Salzquellen überhaupt entdeckten, haben sie einem Schwein und einem Hund zu verdanken“, gibt sie eine alte Sage zum Besten. Das Borstenvieh war einst aus der Herde ausgebüchst, um sich in den Sümpfen zu wälzen. Auf Geheiß des Schweinehirten trieb es der Hund wieder zurück. Als sich beide Tiere beim Trocknen plötzlich weiß färbten, erkannte man das Salz im Fell. „Deshalb haben die Salzsieder den Hund sogar in ihr Wappen aufgenommen“, erzählt Charlotte. „Noch heute ist der Salzhund ‚Mutz‘ das Maskottchen unserer Stadt.“
Das weiße Gold machte das mittelalterliche Frankenhausen reich. In 117 Siedehäusern dampfte es aus riesigen Pfannen. Um 1800 kamen drei Gradierwerke hinzu. „Nicht etwa, damit die Arbeiter die feinen Salzwassertröpfchen inhalieren“, stellt sie klar. „Es ging darum, die Konzentration der Sole zu erhöhen, um beim Sieden Feuerholz zu sparen.“
Heilwirkung als Nebeneffekt
Die Auswirkung auf die Gesundheit der Pfänner, die den Salznebel einatmeten, war quasi ein Nebeneffekt. Der Frankenhäuser Arzt Dr. Manniske untersuchte die Sole genauer und empfahl, sie zu trinken und darin zu baden. „Schon 1808 stellte er erste Wannen für Solebäder auf“, berichtet Charlotte voll Wertschätzung. 1818 begann der Kurbetrieb.
„Unser Städtchen am Kyffhäuser entwickelte sich zu einem kleinen mondänen Badeort.“ Charlotte Klabes muss es wissen. Sie war als Kurgast seit 1823 Jahr für Jahr dabei. Beim Stadtrundgang erzählt sie von Dingen, die es längst nicht mehr gibt. Sie schwärmt vom großen Badehaus – mit Biergarten, Musik- und Gesellschaftssalon, preist die Konzerte der stadteigenen Kurkapelle im Musikpavillon.
Ottilie und der Kurschatten
Nur manchmal bricht sie durch – ihre Lust am Fabulieren. Dann vermischt sie Wirklichkeit mit Fantasie. Etwa, wenn sie über ihre Begegnung mit Ottilie von Goethe plaudert. Die Schwiegertochter des berühmten Dichters soll während der Kur in Frankenhausen den Kurschatten eingeführt haben…
Fakt ist, die Stadt trägt seit 1927 den Titel „Bad“ und auch heute nutzen viele Gäste des Kurortes die Heilkraft der Sole. Dass diese nicht nur Atemwegen und Haut gut tut, sondern sogar das Altern verlangsamt – dafür liefert Charlotte den Beweis. Rein rechnerisch ist sie gut 200 Jahre alt – und das sieht man ihr wirklich nicht an.
Termine: nächste Führungen am 18. August,22. September, 20. Oktober
– 1.9. längstes Kurkonzert der Stadtgeschichte, 15 bis 24 Uhr
– Schausieden an jedem Wochenende bis Oktober
– Kurkonzerte im Quellgrund sonntags (bis 2.9.) um 15 Uhr
Infos: Tourist-Information: 03 46 71 - 7 17 17, www.bad-frankenhausen.de