

Das Oberschloss Kranichfeld ist ein Renaissanceschloss des ehemaligen Fürstenhauses Reuß. Es thront oberhalb der Zweiburgenstadt und ist aus einer älteren Burganlage hervorgegangen ist. Diese einstige Burganlage der Herren von Kranichfeld wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt und sicherte die Handelswege durch das Ilmtal.
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Der als Wahrzeichen bekannte „Leckarsch“ in der anstößigen Stellung am Südwesterker des Oberschlosses stammt aus der Zeit des Umbauses zum Renaissanceschloss um 1530. Sie wird als „Drolerie“ (frz.: drollige, oft groteske Darstellung von Menschen, Tieren oder Fabelwesen in der mittelalterlichen Kunst) angesehen.
Die oft damit zitierte Sage mit zwei Brüdern hat keinen Wahrheitsgehalt und bleibt eine Legende: Einst wohnten zwei Brüder Wolfer und Lutger auf dem Oberschloss. Sie kamen in Streit und teilten den Besitz. Der ältere Bruder Wolfer behielt das Oberschloss, der jüngere Bruder Lutger zog in die Ferne. Zuvor aber deutete er dahin, wo heute die Niederburg steht und rief: „Ich komme zurück und werde dorthin eine Burg bauen.“ Da rief Wolfer höhnisch: „Wenn dir das gelingt, werde ich mich am Arsch lecken!“ Nach Jahren kehrte Lutger zurück und baute wirklich gegenüber die Burg. Nun musste Wolfer sein gegebenes Ritterwort erfüllen und das Unmögliche tun, wobei er ums Leben kam. Lutger ließ zum Andenken an diese Begebenheit, den Wolfer in der anstößigen Stellung, in Stein hauen. Diese Figur wird heute noch als „Leckarsch“ bezeichnet. Sie war sogar auf einstigen Notgeldscheinen verewigt. (tg)
Hintergrund
Kranichfeld – eine Landstadt im Mittleren Ilmtal – wird als Zweiburgenstadt bezeichnet. Doch in der spannenden Burgengeschichte sind fünf befestigte Burgen und Schlösser benannt: Einzenburg (Weißenburg), Turmhügelburg Neues Mahl, Schleussenburg, Niederburg und Oberschloss. Die letzteren beiden sind gut erhalten und das heutige Wahrzeichen der Stadt. Der Ort wurde 1143 erstmals urkundlich erwähnt und wurde von zwei Herrschaften bestimmt. Die feudale Doppelherrschaft über den Ort dauerte bis 1912 an. So war Kranichfeld ein Beispiel Thüringer staatlicher Zerrissenheit. In und um den Ort herrschte ein heilloses Durcheinander von Grenzen und Landstücken.
www.kranichfeld.de